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DIE PARKFLÄCHE VON DER VORGESCHICHTE
ZUM MITTELALTER

(von Maria Grazia Melis)

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Die zahlreichen Nachforschungen über dem Gebiet und die Grabtätigkeiten haben die Konsistenz und das große wissenschaftliche Interesse des archäologischen Bestandes des Sulcis, insbesondere des Parkgebietes, schon von den ältesten Phasen der Vorgeschichte hervorgehoben. Bevor nämlich der Minerardistrikt des Sulcis-Iglesiente wegen dem Anbruch der Metallurgie zum Anziehungspol für die Völker der Insel und für die Welt außerhalb der Insel wurde, besetzten die neolithischen Völker zwischen dem VI und dem IV Jahrtausend v.C. Hölen und Unterschlüpfe unter den Felsen, und begannen dabei die Praxis der Landwirtschaft, der Viehzucht und der Herstellung von Keramik.

Die ältesten Zeichen gehen auf das Alte Neolithikum zurück, Zeit in der es aussieht, als wäre Sardinien in einem komplizierten Netzwerk internationalen Austausches schon eingeführt, der den Vertrieb des Obsidians bezweckt, der sehr stark im Monte Arci vertreten ist. Aus dieser Ortschaft im zentralen Sardinien verbreitete sich der wertvolle Rohstoff, der im Laufe der Vorgeschichte für die Herstellung von Hauswerkzeugen und Waffen verwendet wurde, in der ganzen Insel und außerhalb von Sardinien.

Im Unterschlupf unter den Felsen von Tatinu-Santadi wurden kulturelle Elemente gefunden, die den Phasen des Alten und Mittleren Neolithikum zugeordnet werden können: aus der Bonu Ighinu Kultur (von der gleichnamigen Höhle in Mara-Sassari) des Mittleren Neolithikum stammt eine kielförmige Schüssel, auf dessen Oberfläche eines der ältesten antrophomorphen Bilder in Sardinien erkennbar ist, das im "Sanduhr-" Schema dargestellt ist. Aus dem selben Unterschlupf und aus der Höhle vom Monte Miana-Santadi stammen einige weibliche kleine Statuen, aus dem selben kulturellen Horizont, die sehr wertvolle Dokumente der vornuragischen religiösen Aspekte darstellen.

Das kulturelle Bild der letzteren Phase des Neolithikum, während der sich in ganz Sardinien die Kultur von San Michele di Ozieri verbreitet, bietet sich als sehr reich an Daten über Wohn-, Beerdigungs- und religiösen Aspekte an; in den hügeligen Gegenden wird die Ausnutzung der Höhlen und der Unterschlüpfe unter den Felsen fortgeführt, besonders häufig im Gebiet Santadi (in den Hügeln vom Monte Miana, in Forresu und Pirosu im Ort Su Benatzu-Santadi), während in der Ebene Siedlungen im Freien aufzufinden sind. Unter diesen ist der von S'Arriorgiu-Villaperuccio besonders interessant, erkennbar durch die Anwesenheit im Boden von einer beträchtlichen Menge an Keramik-, Stein- und Knochenfragmenten. Seine Lage in einer Schwemmebene in der Nähe eines wichtigen Wasserkanals spiegelt das Einsiedlungsmodell der Wohnbezirke des Neuen Neolitikums wider, in denen die Landwirtschaft und die Viehzucht eine primäre Rolle in der Unterhaltsökonomie einnahmen.


Menhir von Terrazzu (Villaperuccio)

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Heiliger nuragischer Brunnen von Tatinu (Nuxis)

Die Wichtigkeit des Ortes wird wenige hundert Meter südlich von der Anwesenheit einer heiligen Fläche erhöht, die durch verschiedene Menhir gekennzeichnet ist, die die Strecke eines bescheidenen Baches in Richtung Nord-Ost/Süd-West folgen. Unter diesen ist der westlichste das fast fünf Meter hohe Monolyth Terrazzu, das von der örtlichen Folkstradition Luxia arrabiosa genannt wird. Zwei Km nördlich von der Einsiedlung von S'Arriorgiu, leicht außerhalb der westlichen Grenze der Parkfläche, entwickelt sich dagegen die imponierende Nekropole Montessu mit künstlichen Höhlchen (domus de janas). Eine andere wichtige unterirdische Nekropole ist Pani Loriga-Santadi, in der sich die ersten neolithischen Anlagen mit Urkunden aus der Kupfer- und der Bronzezeit überlagern.

Die Kupferzeit, oder Eneolithikum, die ungefähr das III Jahrtausend einnimmt, ist in der Parkfläche in einer fortschrittlichen Phase anwesend, die von der Kultur von Monte Claro gekennzeichnet wird. Diese wird in natürlichen Höhlen dokumentiert, wie z.B. in denen von Pirosu im Ort Su Benatzu-Santadi, S. Paolo-Santadi, Acquacadda-Nuxis, und in domus de janas, wie Pani Loriga-Santadi. Zu diesem Zeitpunkt kommt die kulturelle Strömung paneuropäischer Ausbreitung der glockenförmigen Vase hinzu, die ein Verbindungspunkt zwischen dem Ende der Kupferzeit und der darauffolgenden Bronzezeit darstellt und die im Sulcis in besonders interessanten Umfelden erscheint (Nekropole Pani Loriga-Santadi, Höhle B von S. Pantaleo-Santadi). In der alten Bronzezeit, am Anfang des II Jahrtausend, als sich aus den Ergebnissen der Kultur der glockenförmigen Vase die sogenannte Kultur von Bonnanaro entwickelt (die in der Mittleren Bronze übergehen wird), müssen die Voraussetzungen des komplizierten und ausgebreiteten Phänomen der nuragischen Kultur erforscht werden. Die Wohn- und Beerdigungsarten der Bonnanaro-Phase haben in den neolithischen und eneolithischen Zeiten ihre Präzedenzfälle: die Ausnutzung der natürlichen Höhlen wird nämlich fortgeführt (Höhle A von S. Pantaleo-Santadi, Tamara-Nuxis, Pirosu im Ort Su Benatzu-Santadi) und die Wiederverwendung von den domus de janas (Pani Loriga-Santadi).

Die nuragische Zeit entwickelt sich zwischen dem XVI Jahrhundert und der römische Eroberung, die 238 v.C. stattfand. Die zahlreichen nuraghi, sowohl die einfachen wie auch die komplexen, befinden sich allgemein auf Anhebungen mit breiten Blickfeldern, aber auch in der Ebene, verteilt in einem engen Verteidigungsnetz zum Schutz der Kommunikationswege, der Weiden, der Agrarböden, und der Bergwerkzonen. Am Anfang des ersten Jahrtausend kamen neue Spannungselemente mit der Ankunft der Phönizier hinzu (und danach der Karthager), die zuerst mit einfachen Saisonlandungen und danach mit beständigen Kolonien, zuerst die Küstenzonen (Karalis, Nora, Bithia, Sulcis) und anschließend das Inland (Monte Sirai, Pani Loriga) besetzten.

Aber vor der Ankunft der Phönizier werden die Kontakte mit dem östlichen Mittelmeer von den mykenischen und den zypriotischen kulturellen Elementen bezeugt, die sowohl in Küstenzonen, wie der nuraghe Antigori-Sarroch, als auch im Inland zu finden sind. Besonders zu erwähnen sind der Fund eines Fragments eines Kupferbarrens in "Rindhautform" in einer nicht genau bekannten Gegend des Gebietes Capoterra und eines bekannten Dreifuß aus Bronze, das aus der Höhle Pirosu im Ort Su Benatzu-Santadi stammt. Der letzte stellt eine lokale Nachahmung aus dem XI Jahrhundert v.C. von älteren zypriotischen Prototypen dar. Die Höhle von Su Benatzu ist einer der wichtigsten Anbetungsorten der beobachteten Fläche. Davor schon in vornuragischen Zeiten besucht, erhält sie in der nuragischen Epoche eine riesige Bedeutung und eine kulturelle Funktion, wie die Vielfältigkeit und die Anzahl der entdeckten tönernen und metallischen Materialien bezeugt.

Ein anderer interessanter Anbetungsgebäude ist der Brunnentempel von Tatinu-Nuxis. Die Struktur, mittelmäßiger Anfertigung, ist mit polygonalen Blocks aufgestellt. Das Architekturschema wirkt ohne Vorhalle ungewohnt; es besteht aus einer unterirdischen Treppe, die im Wasserraum mit subelliptischer Grundfläche endet. Die gefundenen Materialien stammen aus dem Ende der Bronzezeit und aus der Geometrischen Epoche.

Aus der Eisenzeit stammen die kleinen bronzenen Figuren, die 1849 in einer nicht genau genannten Ortschaft am Fuß des Monte Arcosu ungefähr drei Wanderstunden von Uta entfernt entdeckt wurden. Es handelt sich um acht kleine Statuen, die charakteristische Gestalten der nuragischen Bronzebearbeitung darstellen: der Stammoberhaupt, der Krieger, die Kämpfer, der Schleuderer.

Das Eindringen der Phönizier in das Landesinnere ist von verschiedenen archäologischen Funden dokumentiert, unter denen sich die Festung von Pani Loriga-Santadi emporhebt, die sich auf einem langgezogenen kleinen Tuffhügel befindet. Die erste Einsiedlung davon kann man zwischen der zweiten Hälfte und dem Ende des VII Jahrhundert. v.C. einordnen. Die Form des Hügels, die Integration der Verteidigungsstrukturen mit der natürlichen Morphologie erinnern an Einsiedlungsschemas anderer befestigten Orten, darunter nicht weit entfernt der von Monte Sirai-Carbonia. In Pani Loriga schützt ein doppelter Mauergurt die Akropolis, die sich über einen schon existierenden nuragischen Turm befindet; eine dritte Verteidigungslinie war am Fuße des Hügels. Zangentor, Kasematten, adaptierte natürliche Absperrungen aufgestellt in Pani Loriga bilden die besonderen Verteidigungsstrukturen der phönizisch-punischen Kultur. Es mangelt nicht an Begräbniszonen für Begrabungen mit Einäscherung und an Bestattungen. Unter den gefundenen Materialien müssen die phönizische, punische, griechische und etruskische Keramik, die Silber- und Bronzejuwelen und die Eisenwaffen erwähnt werden.

In der Römerzeit erfolgt das kapillare Eindringen in den Küstenzonen (Nora, Bithia, Tegula und Sulci sind die Hauptorte) Richtung Landesinnere immer im Zusammenhang mit den Bergwerkaktivitäten und wurde durch eine kulturelle Kontinuität mit der punischen Zeit charakterisiert. Auf die punische und römische Zeit lassen die Nekropole des Gebietes Capoterra schließen, wie z.B. die von Bacchialinu, die wiederholt von den heimlichen Ausgräber beschändet wurde. Römische Zivil- und Begräbnisstrukturen kommen in S. Pantaleo-Santadi zum Vorschein, Ort aus dem auch ein kleiner Münzenschatz stammt. Während der Kaiserzeit wächst die Anzahl der Einsiedlungen, die sowieso im Vergleich zu den Küstenstädten immer gering ist.

Was endlich der Besuch der Parkfläche in der spät-römischen und mittelalterlichen Zeit betrifft, sind einige Funde im Gebiet Santadi bekannt. In Pani Loriga wurden archäologische Entdeckungen von der Kaiserzeit bis zum Hohen Mittelalter in den Vordergrund gerückt, unter denen sticht die Begräbnisstätte vom VII - erste Hälfte des VIII Jahrhunderts n.C hervor. Aus dem V-VI Jahrhundert stammt dagegen der Begräbnisplatz von Barrua 'e Basciu, ein Begräbnis mit Bestattung innerhalb einer steinernen Kiste. Diese und andere Befunde zeugen von der Kontinuität des Gebrauches von diesem Gebiet von der Vorgeschichte bis zum Mittelalter und tragen dazu bei, das komplizierte historisch-kulturelle Bild der Parkfläche wieder zusammenzusetzen; es kommen letztendlich durch dieses knappe Exkurs die außerordentlichen Reichtümer von ihrem archäologischen Reichtum zum Vorschein.

(Übersetzung von Lucia Pannese)

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